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     Heaven's Vault

   
verfasst am:    16. April 2019
verfasst von:    avsn-fawks

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Grafik 73%
Sound 63%
Atmosphäre 80%
Gameplay/Aufgaben/Raetsel 70%
Relation: Preis/Spieldauer

90%

Gesamtwertung
75%
 
Story
Agierend als Archäologin Aliya Elasra wird dir aufgetragen, einen gewissen Renba Janniqi ausfindig zu machen. Ein paar Wochen zuvor brach Janniqi - ein Gelehrter und Roboteringeneur der örtlichen Universität, zu einem benachbarten Planeten auf und kurz darauf verschwand er. Deine einzige Spur besteht aus einer uralten Brosche, die Janniqi kurz vor seinem Verschwinden einer Kollegin zugeschickt hatte. Ob er damit eine geheime Botschaft überbringen wollte… oder eine Warnung? Deine Suche führt dich den glorreichen historischen Pfad des Kaiserreichs entlang, das einst über deinem Heimatplaneten IOX und die Region um ihn herum herrschte. Die Geschichte, wie Aliyas Abenteur dich lehren wird, bleibt nicht auf ewig durch den Sand der Zeit in der Vergangenheit vergraben.

Gameplay, Aufgaben & Rätsel
Vorwiegend zu ihrer eigenen Unzufriedenheit, ist Aliya in ihrem Abenteuer nicht allein auf sich gestellt. Der Roboter Six, der ihr von ihrem Arbeitgeber geschenkt bzw. als Aufpasser aufgezwungen wurde, begleitet sie überall hin. Die Steuerung läuft unaufwändig über Maus und Tastatur gemeinsam, wobei der Maus die Kamera kontrolliert und mit Hotspots interagiert; mit den Tasten W.A.S.D wird die Hauptfigur durch die Gegend gesteuert. Die Tastenbelegung ist leider fest, Linkshänder wie mich, welche lieber die Pfeiltasten oder I.J.K.L zum Bewegen verwenden, müssen in diesem Punkt leider einen Kompromiss eingehen.

Hinsichtlich Rätseln hat die Übersetzung von Inschriften eine wichtige Rolle. Diese findet man fast überall an Wänden und auf Artefakten eingraviert. Zum Spielbeginn stehen Aliya nur ihre Intuition und allgemeine Bildung zur Verfügung. Je mehr Phrasen sie bearbeitet, desto mehr erweitert sich ihr Vokabular. Die Aufgabe nimmt dann Gestalt linguistischer Natur an, bei der man anhand verifizierten Übersetzungen neue ableitet.

Im Laufe des Spiels werden nur wenige Gegenstände eingesammelt und im klassischen Sinn eines Adventures angewendet. Zum grössten Teil besteht das Gameplay darin, die Schauplätze mehr oder weniger frei zu erkunden, obwohl das Spiel für ein richtiges open world Erlebnis einfach zu wenige Reize besitzt. Bis auf ein paar belanglose Gespräche mit Passanten kommen nur wenige Aktionsmöglichkeiten vor, die puren Zusatzwert, getrennt vom Haupt-Storyfaden, ins Spiel bringen. Neue Erkentnisse werden gewonnen, indem man die richtigen Dialogoptionen durchgeht, Inschriften richtig übersetzt oder beides. Soetwas wie ein Inventar gibt es nicht. Dass man ein Artefakt entdeckt, treibt die Handlung zwar voran - Artefakte können z. B. besprochen und analysiert werden, woraufhin ein kleines Stück Geschichte aufgeklärt und neue Schauplätze freigeschaltet werden – direkt mit einem Gegenstand zu interagieren, ihn in der Naheansicht zu betrachten und ihn frei in der Gegend anzuwenden, ist leider keine Option. Hin und wieder kommen Aufgaben technischer Natur hinzu, wie z. B. eine Schatzkiste aufbrechen. An sich sind sie ganz o.k., es fehlt jedoch die Abhängigkeitsinfrastruktur, die einzelne Aufgaben in der Regel in mehrstufige Rätsel verwandelt.
Um sich interplanetar fortzubewegen, befährt man mit seinem Luftschiff ein Netzwerk merkwürdiger Flüsse, welche die verschiedenen Planeten und Monde miteinander verbindet. Sofern ich es beurteilen konnte, muss man beim ersten Besuch einer neuen Location das Schiff selbst ungefähr 10 Minuten lang zwischen Wolken und Felsen hindurch steuern, bis das Ziel erreicht ist. Anderenfalls kann der Roboter das Fliegen übernehmen. Anfangs stellt diese Aufgabe vielleicht interessant eine Geschicklichkeitsherausforderung dar, die man irgendwann jedoch sehr gern gegen eine "Überspringen"-Schaltfläche eintauschen würde - die es übrigens nicht gibt. Damit der Roboter das Fliegen übernimmt, soll man in der Rolle bleiben und das Möbelstück auf dem Schiff ansteuern, welches erschöpfte Abenteurer nach einem langen Arbeitstag am meisten anspricht :)

Grafik und Sound
Die Umgebungsgrafik basiert auf einem 3D Model, in das 2D handgezeichnete Spielfiguren integriert wurden. Stilistisch führt dies eventuell zu einer kleinen Verwirrung. Darüber hinaus fällt es allgemein schwer, von einem einzelnen Stil zu sprechen; die Universität von Iox z. B. weist halbwegs realistisch ausehende Bauwerke auf, die kaum mit den hellgrünen Flecken auf dem Mond von Elboreth vergleichbar sind, welche nur mit etwas Fantasie als Grasflächen durchgehen. Alles in allem wurden die verschiedenen Grafikelemente sehr gut miteinander integriert und liefern ein vollkommen akzeptables visuelles Erlebnis für ein Adventure. Wichtiger als das Aussehen sind die Gehwege innerhalb der 3D Umgebung. Fröhlicherweise wurden diese exzelllent durchgeplant; man kann sich darauf verlassen, dass es nicht zu Spielverderbern kommt, wie z. B. sich plötzlich ändernde Kamerawinkel, die links und rechts umkehren und die Spielfigur in die Wand rammen lassen oder Ahnliches.

Die unvollständige Sprachausgabe ist vermutlich das einzige bedeutsame Versäumnis dieses Spiels. Die einzige Stimme gehört der Protagonistin und selbst mit deren gesprochenen Zeilen ging man äußerst spärlich um. Man ließ sie nur hin und wieder als Stimme des Erzählers einblenden. Keiner der Dialoge wurde synchronisiert. Man muss sich mit stummen Sprechblasen begnügen. Die daraus entstehenden Nachteile sind glaube ich selbstverständlich.

Fazit
Die Nebula - das lateinnische Wort für Nebel - bezeichnet in "Heaven's Vault" die Konstellation, in der sich dieses archäologisch veranlagte Adventure abspielt. Die Story fällt definitiv sehr positiv auf. Angesiedelt in einem malerischen und visuell einzigartigen Spieluniversum, kann das Narrative gleich von Anfang an fesseln. Das Gesamtbild des Geschehens setzt sich langsam und stufenweise zusammen, sodass man sich stets getrieben fühlt, auf das Spielende hinzuarbeiten. Wesentlich weniger positiv fallen das Rätseldesign allgemein und die sehr unvollständige Sprachausgabe auf. Mich erinnerten die meisten Rätsel an die für einen grafischen Roman typische Interaktivität, das heißt kurz gefasst viele Dialoge und vereinzelte Aufgaben, die nicht auf komplexe Zusammenhänge zurückgreifen. An sich sehr schön, aber nicht besonders herausfordernd. Was die Sprachausgabe angeht, angesichts der Dialogenmenge, fällt es schwer sich nicht zu wünschen, sie wäre vollständig - stumme Gespräche versetzen ein Spiel irgendwie in die 90er zurück. Zum Spielen werden ca. 8 Stunden benötigt, möglicherweise länger, falls man darauf besteht, jede verborgene Ecke dieser Open-World unter die Lupe zu nehmen. Trotzt Makel - die allerdings weniger zu bedeuten scheinen und sobald man sich in die Handlung vertieft hat - würde ich mir dieses Spiel, vorausgesetzt der Preis stimmt, nicht entgehen lassen!

Nachtrag, 25.04.19

Seit 22.04.19 darf man sich auf ein überarbeitetes interplanetares Travelsystem freuen. Dank des Updates kann der Spieler nun auf bereits besegeltem Gewässer das Kommando jederzeit an "Six“ über die "G“ Taste übertragen (Möglichkeit erscheint unten links kurz nach Reisebeginn) und somit die interaktive Reisesequenz ganz oder nur teilweise überspringen – ganz nach Wunsch. Auf unbekannten Wegen muss man nach wie vor selbst manövrieren. Vorher war es zwar bereits möglich, die Schiffssteuerung an Six zu übertragen, in dem man sich in die Hängematte im Schiff legte, jedoch musste man erst auf die Idee kommen. Dieses Patch verdeutlicht diese Möglichkeit und verbessert zudem ein paar Kleinigkeiten. Orte von Interesse sind nun besser auf der Karte vermerkt und daher einfacher zu finden.

Vielen Dank dem "inkle“ Entwicklungsteam, dass die Spielerrückmeldungen so aufmerksam verfolgt wurden und darauf reagiert wurde.
  
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