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     Face Noir 1

   
verfasst am:    25. August 2012
verfasst von:    avsn-Nikki

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Grafik 53%
Sound 87%
Atmosphäre 63%
Gameplay/Aufgaben/Raetsel 55%
Relation: Preis/Spieldauer

90%

Gesamtwertung
69%
 
Ein Privatdetektiv gerät zwischen die Fronten
Jack Maria Del Nero ist ein typischer Privatdetektiv: er ist ein Ex-Polizist, hat nie Geld, trinkt zu viel und haust in einem billigen Appartement. Eines Abends erhält er einen mysteriösen Anruf. Sein ehemaliger Partner bei der Polizei soll angeblich nach vielen Jahren wieder in New York sein. Sean MacLeane und Jack waren damals nicht in Freundschaft auseinander gegangen. In ihrem letzten Fall wurden sie beschuldigt und vor Gericht gestellt, obwohl sie unschuldig waren. Sean sagte damals gegen Jack mit einer falschen Behauptung aus, woraufhin Jack für einige Jahre in Gefängnis wanderte. Sean kam frei und setzte sich nach Los Angeles ab. Nun ist er angeblich wieder in der Stadt. Jack soll zu den Melville Docks kommen. Da er immer noch sauer auf seinen Ex-Partner ist, treibt ihn die Neugierde dorthin. Vorsicht ist geboten, denn diese Gegend ist nicht gerade sicher. Dies musste auch Sean erfahren, denn Jack findet ihn ermordet auf einem Bootssteg. Er kommt allerdings nicht dazu, die Leiche weiter zu untersuchen, denn da wird er auch schon von einem großen Kerl niedergeschlagen. Bevor der Gorilla allerdings weiter auf Jack einschlagen kann, taucht die Polizei auf. Der Schläger kann fliehen, doch Jack wird verhaftet und gilt als Mordverdächtiger. Da man ihm die Tat jedoch nicht einwandfrei nachweisen kann, muss man ihn auf Kaution freilassen. Nun beginnt für Jack ein Wettlauf gegen die Polizei, denn er will seine Unschuld auf eigene Faust beweisen und herausfinden, was wirklich hinter dem Mord an Sean steckt. Dabei gerät er zwischen die Fronten zweier krimineller Organisationen…

Etwas umständliche Steuerung
"Face Noir" ist zwar ein typisches Point & Click Adventure, doch ist die Steuerung etwas unüblich und auch umständlich. Wie gewohnt bewegt man Jack und zwischendurch auch in Rückblicken seinen Ex-Partner Sean durch die Szenen. Leider kann keiner von beiden laufen, sodass weite Strecken von einer Ecke des Bildes in die andere schon etwas Zeit in Anspruch nehmen. Ausgänge können allerdings mit einem Doppelklick direkt erreicht werden. Dies ist zwar ein Vorteil, doch verhindert es nicht das ständige hin und her. Jack muss viel zu oft die Schauplätze wechseln und dazu stets seinen zwangsrekrutierten Taxifahrer ansprechen und den nächsten Ort angeben. Dabei muss man sich immer wieder denselben Dialog anhören. Selbst zum Telefonieren muss Jack jedes Mal nach Hause fahren. Da habe ich mir doch die Frage gestellt, ob es in den 30er Jahren vielleicht noch kein Telefon auf dem Polizeirevier oder in Kneipen gab? Umständlich wird es, sobald man einen Gegenstand aus dem Inventar hervorholen muss. Das Inventar kann man mit der Leertaste oder mit dem Mausrad öffnen. Hier lagern alle gesammelten Dinge am linken Bildschirmrand. Klickt man einen Gegenstand an, erscheint er im Rest des Bildes als Großaufnahme. Dort kann man ihn näher betrachten. Um ihn allerdings in die Hand nehmen zu können muss man auf die Großaufnahme einmal mit der rechten Maustaste klicken, um das Augen-Icon in den Zahnrad-Icon zu wechseln. Erst dann kann man den Gegenstand mit der linken Maustaste aufnehmen. Umständlich ist auch z. B. das Drehen von Ventilen und Öffnen von Schalterkästen. Hier kann man nicht einfach ein kleines Rad mit einem Klick drehen oder die Tür eines Stromkastens mit einem Klick öffnen. Um die Tür zu öffnen, muss man die linke Maustaste gedrückt halten und die Maus nach rechts ziehen.

Rätsel und Minigames
Während der Inventarrätsel muss man sich meist die herumliegenden Dinge erst ansehen oder/und mit jemandem sprechen, bevor man sie entweder ins Inventar aufnehmen oder - bei größeren Gegenständen - direkt in der Nähe anwenden kann. Viele Dinge können betrachtet werden und bringen auch immer einen Kommentar des Protagonisten ein, doch nur wenige Gegenstände sind wirklich nützlich. Bei unnützen Dingen kommt es häufiger vor, dass man sich mehrmals in einer Szene denselben Kommentar anhören muss. Auch "richtige" Rätsel sind enthalten. Bei diesen ist der Spieler allerdings grundsätzlich auf sich alleine gestellt. So müssen z. B. Symbolscheiben auf die richtigen Symbole eingestellt werden. Es bleibt dem Spieler überlassen, diese Symbole im Raum zu entdecken. Betrachtet man sie, kommentiert Jack das gesehene, doch bringt er es nicht mit den Rätsel-Scheiben in Verbindung. Die Kombination muss der Spieler selber herstellen. Dann gibt es Gedankenrätsel. Während der Gespräche und ab und an auch zwischendurch, muss unser Held Zusammenhänge selbst nachvollziehen. Der Spieler sieht dann in einem neuen Bild alle Themen, die Jack bisher mit den Charakteren durchgesprochen hat. Aus diesen Gedanken müssen die richtigen zwei miteinander kombiniert werden. Auch Minigames warten auf den Spieler. Einige Schlösser müssen nämlich mit Hilfe eines Dietrichs geknackt werden. Auch hier gilt wieder: Maustaste gedrückt halten und die Maus ziehen, bis ein leises Geräusch zu hören ist. Bis zu fünf Punkte müssen gefunden werden, an denen der Dietrich einrastet. In Sisyphus-Arbeit enden zwei Minigames, in denen eine Puppe und ein Wachszylinder zusammengesetzt werden müssen. Neben der umständlichen Steuerung mit der Maus kommt noch hinzu, dass man hier auf die Schatten achten muss, die von den Einzelteilen geworfen werden, um die Teile richtig ablegen zu können. Zudem kommt es auf Millimeterarbeit an, sodass zumindest diese beiden Mini-Games nicht wirklich Spaß machen, sondern nach kurzer Zeit schon nerven. Leider kann man keines der Rätsel überspringen.

Grafik mit viel offenem Potential
In einer schönen Hintergrundgrafik hat Entwickler Mad Orange das Flair der "großen Depression" in den 30er Jahren sehr schön eingefangen. Viele Kinos, Museen oder Kneipen mussten auf Grund der schlechten Wirtschaftslage schließen. Die Schauplätze sind sehr schön anzusehen und bieten viel Details. Dies kann man leider nicht von der Charaktergrafik behaupten. Vor allem fällt dies in den Nahansichten auf. Die Hände eines kleinen Mädchens wirken wie Fausthandschuhe. Lediglich der Daumen ist einzeln zu erkennen. Die restliche Hand ist eine klobige Masse ohne jegliche Struktur. Auch die Synchronisation ist mangelhaft. Die Charaktere bewegen zwar die Lippen, doch dies ohne Punkt und Komma. Gibt es Sprechpausen in der Sprachausgabe, werden diese von den Lippenbewegungen nicht übernommen. Ihnen nach zu urteilen spricht der Charakter wie ein Wasserfall ohne Luft zu holen. Der Untertitel enthält zudem einige Tippfehler. Die Sprachausgabe hingegen ist sehr gut gelungen und bietet mit vielen verschiedenen Stimmen unterschiedliche Charaktere. Auch Hintergrundmusik und Soundeffekte passen sich an die Story und die Ereignisse an.

Zwischensequenzen, auch wenn sie kurz sind, sollten normalerweise die Spannung steigern, doch in diesem Spiel nehmen sie die Spannung heraus. Sie bestehen aus statischen Bildern, die mit ausgesprochenen Gedanken des jeweiligen Protagonisten unterlegt sind. Dies könnte spannend sein, würden sich Jack und Sean nicht immer wieder in langatmige Erklärungen verstricken. Dies gilt auch für die kurzen Sequenzen innerhalb einer Szene. Selbst ein Schluck Whisky, den der Charakter zu sich nimmt, wird bis ins kleinste Detail kommentiert.

Fazit
"Face Noir" bietet im Grunde eine spannende Geschichte rund um einen Privatdetektiv während der großen Depression in den 30er Jahren. Jack Del Nero gerät zwischen die Fronten zweier krimineller Organisationen und bringt sich selbst in Lebensgefahr, weil er unbestechlich seinen Idealen folgt. Leider wird durch langatmige Beschreibungen die Spannung viel zu oft zurückgenommen. Grafisch gibt es vor allem bei den Charakteren Mankos, während die Hintergrundgrafik gut gelungen und sehenswert ist. Auch die Synchronstimmen wurden vorteilhaft gewählt. Die Hintergrundmusik passt zur Story. Soundeffekte unterstützen das Flair. Leider hat auch das Gameplay seine Tücken. Die Steuerung ist vor allem bei der Inventarführung und den Minigames ziemlich umständlich. Zum Schluss der nicht abgeschlossenen Story wird bereits eine Fortsetzung angekündigt. Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Teil das große Potential ausgeschöpft wird.
  
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