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     Still life 2

   
verfasst am:    09. April 2009
verfasst von:    avsn-Nikki

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Gesamtwertung
60%
 


Victoria McPherson hatte den Serienkiller von Chicago angeschossen, woraufhin er ins eiskalte Wasser des Flusses stürzte. Für das FBI war der Fall damit erledigt, doch die Leiche wurde nie gefunden und so fand auch Vic keine Ruhe. Ständig wird sie von Alpträumen geplagt, denn sie ist bei weitem nicht so überzeugt wie ihr Chef. Also quittiert sie ihren Dienst beim FBI und macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach weiteren Hinweisen. Endlich findet sie auf ihrer Reise nach Los Angeles den entscheidenden Hinweis und fährt sofort zurück nach Chicago, denn der Schlüssel dieses Falls lag direkt vor ihrer Nase. Wer nun wirklich der Serienkiller von Chicago ist, erfährst du im Laufe des Spiels, denn Vic sieht immer wieder Parallelen zu dem derzeitigen Fall, die sie in ihren Erinnerungen in die Zeit zurück versetzen. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2008. Neue brutale Serienmorde erschüttern das Land. Immer sind junge Frauen im Alter von 20 Jahren die Opfer. Alle Opfer werden zunächst brutal gefoltert und dann erschossen. Bis 2006 hat Vic zusammen mit ihrem Partner James Hawker an diesem Fall gearbeitet, doch dann wurde der Kollege entlassen. Forest Garris, ein junger Agent frisch von der Akademie steht Vic nun zur Seite. Doch nicht nur das FBI ist an dem Fall interessiert. Eine junge Journalistin namens Paloma Hernandez berichtet ständig über den Ostküstenkiller im Fernsehen. Dabei lässt sie kein gutes Haar am FBI, und vor allem nicht an Vic, die bisher keine Ergebnisse vorweisen konnte. Die beiden Frauen sind sich also spinnefeind, als Paloma Vic ein Angebot unterbreitet. Natürlich gibt Vic keinen fingerbreit nach. Doch dann geschieht etwas, das die Schicksale beider Frauen enger verknüpft, als ein Deal es vermocht hätte. Paloma wird vom Serienkiller entführt und in ein verlassenes, heruntergekommenes Haus tief im Wald gebracht. Noch spielt der Killer mit der Journalistin. Doch wird dies auch so bleiben? Was ist sein wirkliches Ziel? Es liegt an Vic einen weiteren Mord zu verhindern und Paloma zu befreien. Wird sie es dieses Mal schaffen oder entwischt der Killer erneut in letzter Sekunde?

Die Story der Fortsetzung ist spannend bis zum Ende. Immer wieder gibt es neue Wendungen, wodurch die Geschehnisse noch brisanter werden. Der Rückblick auf 2005 ist klasse gemacht. Immer wieder rufen kleine Ereignisse Erinnerungen in der FBI-Agentin wach, die den Spieler zurück in die Vergangenheit versetzen. Diese Rückblicke sind jedoch nicht nur Videosequenzen. Sie werden voll und ganz mit ins Spiel integriert, sodass Spieler auch in der Vergangenheit einen Weg finden müssen, den Killer von Chicago zu überführen. Der Wechsel zwischen Vic und Paloma trägt ebenfalls zur Spannung bei. Während Paloma von Anfang an ums nackte Überleben kämpft, übt Vic zunächst ihre Tätigkeit als FBI-Agentin aus, die sie allerdings aus bekannten, persönlichen Gründen sehr ernst nimmt. Man merkt ihr an, dass ihr eigentlich der nötige Abstand fehlt, um objektiv genug zu sein. Trotzdem lassen ihre Fähigkeiten sie nicht im Stich. Wo sie nicht weiter kommt, hilft vielleicht der junge Kollege Garris, der sich mit elektronischen Geräten sehr gut auszukennen scheint. Auch der örtliche Sheriff ist hin und wieder, wenn auch nur widerstrebend, eine Hilfe. Und die Freundin und Kollegin Claire steht Vic immer noch mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn die Tipps nur telefonisch kommen.

Vic hat außerdem zahlreiche Hilfsmittel zur Seite. Im Gegensatz zum ersten Teil, stützt sich Still life 2 mehr auf die Spurensicherung und Auswertung. Zu diesem Zweck hat Vic ein Test-Kit bei sich, mit dem sie Fingerabdrücke, Blutspuren, Faserspuren, Reifenspuren, Haare und vieles mehr aufnehmen und untersuchen kann. Die schönen Rätsel aus Still life 1 werden durch die Spurensuche in Still life 2 ersetzt, was das Spiel mehr zu einer Polizeiarbeit macht und von den beliebten Rätseln in Still life 1 vollkommen wegführt. Während die Rätsel in Still life 1 abwechslungsreich und einfallsreich waren, muss man in Still life 2 häufig Codes für Türschlösser finden, die in irgendeinem Computer verzeichnet sind. Außerdem muss man zahlreichen Fallen aus dem Weg gehen und dafür sorgen, am Leben zu bleiben. In vielen Situationen beginnt ein Countdown. Schafft man es in dieser Zeit nicht, der Falle zu entgehen, dem Killer selber eine Falle zu stellen oder eine Vergiftung zu heilen, stirbt man. Gerade gegen Ende des Spiels häufen sich solche Situationen. Der Spieler wird von einem Countdown in den nächsten gejagt. Das Spiel setzt auch nicht automatisch wieder ein. Spieler müssen auf einen selbstgespeicherten Spielstand zurück greifen. Zum Glück kann so viel und so oft gespeichert werden, wie man will, denn häufig stolpert man in solche Zeitlimitsituationen plötzlich hinein.

Was bei Actionspielern vielleicht gut ankommt, ist für Adventurespieler ein Graus. Die neue Inventarführung mag ja ganz nett klingen, aber in der Praxis sieht die Sache anders aus. Das Inventar von Vic und Paloma ist stark begrenzt. Man kann immer nur eine gewisse Anzahl an Gegenständen mit sich herumtragen, deren Größe zudem noch variiert. Will man z.b. eine Matratze ins Inventar aufnehmen, füllt sie bereits den ganzen Platz aus. Die übrigen Gegenstände müssen in Schränken, Kisten, Containern etc. zwischengelagert werden, die im Haus an manchen Stellen zu finden sind. Das wäre alles nicht so tragisch, würden die Gegenstände automatisch von einem Lagerort in den anderen übernommen. Doch das ist leider nicht der Fall. Man muss sich genau merken, wo man welche Dinge abgelegt hat, denn braucht man sie später noch einmal, muss man sie auch genau dort wieder holen gehen. Dies führt zu unnötigen Laufwegen. Wenn man dann z.b. in einem Bunker unter der Erde Dinge platziert hat, weil das Inventar zu voll war und diese dann überirdisch doch wieder benötigt, muss man sich zudem auch noch immer wieder die gleiche Sequenz ansehen, denn diese können nicht abgebrochen werden. Irgendwann kennt man dann jede Bewegung von Vic auswendig und kann im Schlaf nachahmen, wie sie mühsam die Bunkerluke öffnet, langsam hinein klettert und die Bunkerluke ebenso langsam und mühsam wieder schließt.

Die Bewegungen der Charaktere sind oft umständlich und zähflüssig. Vor allem Vic braucht unendlich lange, bis sie sich von einer Richtung in die andere gedreht hat. Hinzu kommt ein komplett zähflüssiger Spielablauf, wenn das Spiel längere Zeit an ist. Das mag vielleicht auf PCs mit brandneuer Hard- und Software nicht der Fall sein, aber selbst auf PCs, auf denen sonst jedes Spiel flüssig läuft, muss das Spiel hin und wieder neu gestartet werden, wenn man es nicht in Zeitlupe verfolgen will. Außerdem gibt es noch grafische Fehler, bei denen die spielführende Charaktere durch Wände oder geschlossene Türen läuft und bereits in einem Raum landet, den sie erst viel später betreten kann. An manchen Gegenständen fehlt ein Stück der Grafik, was dazu führen kann, dass eine wichtige Spur nicht gefunden wird. Der Spielverlauf stoppt dadurch. Manche Gegenstände sind von den Proportionen her nicht richtig angepasst. So ist z.b. eine Fernbedienung so klein, dass man sie für einen kleinen Schmutzkrümel halten könnte und zu leicht übersieht. Dies mag auch mit der mangelhaften Zuweisung der Icons zusammenhängen. Die Grafik hat uns, abgesehen von den Fehlern, sehr gut gefallen. Sie vermittelt dem Spiel deutlich einen Thriller-Charakter. Das Haus im Wald ist vom Verfall und der Brutalität des Killers deutlich gekennzeichnet. Allerdings hätte das Spiel insgesamt etwas heller sein dürfen. Da man im Menü die Helligkeit nicht einstellen kann, muss man auf die Einstellungen der Grafikkarte zurückgreifen, denn sonst sieht man oft nur schwarze Flächen, wo eigentlich noch ein Gegenstand zu finden ist.

Die Hintergrundmusik hebt ebenfalls die Spannung und zeigt, in welcher Gefahr sich alle Beteiligten befinden. Die Sprecher wurden gut gewählt. Doch gibt es auch hier Schwächen. Wenn man mit Vic Gegenstände aus dem Inventar auf Objekte anwendet und diese Kombination nicht funktioniert, ertönt immer die Stimme von Paloma, die dem Spieler mitteilt, dass dies der falsche Weg ist. Hinzu kommen falsche Bezeichnungen von Gegenständen. Der Kofferraum eines Autos oder ein Kastenanhänger werden genauso als Safe bezeichnet, wie ein richtiger Safe. Wenn Vic dann z.b. sagt, sie könne einen Transmitter an eine Steckdose anschließen, der Spieler aber keinen Transmitter im Inventar hat, sondern nur einen Laser-Sender, kann dies zu Missverständnissen führen, die zu langer, unnötiger Sucherei führen. Gespräche lassen sich zwar abbrechen, sodass man die restlichen Worte nicht noch einmal hören muss, doch kann man erst dann wieder handeln, wenn die Zeit abgelaufen ist, die für den restlichen Text benötigt worden wäre.

Die Steuerung ist zwar einfach gehalten, doch werden die Icons, mit denen Gegenstände und Personen versehen wurden, oft nicht genau auf den Punkt gesetzt. Eine Sprechblase kann sich schon mal 2cm neben der betreffenden Person befinden. Dadurch kann irrtümlicher Weise angenommen werden, dass die Person momentan nicht ansprechbar ist, weil der Spieler die Sprechblase auf und nicht weit neben der Person vermutet. Bei Gegenständen ist dies ebenfalls der Fall. Die spielführenden Figuren reagieren oft nicht auf einen Doppelklick. In solchen Situationen bleiben sie einfach wie angewurzelt stehen oder zucken nur einmal kurz.

Manche Kapitel sind ziemlich kurz, andere wieder viel zu lang. Vor allem das Kapitel, in dem man im Haus nach Spuren suchen muss. Übersieht man auch nur die kleinste Kleinigkeit, geht es im Spiel nicht weiter. Hier hätte Vic durchaus Hinweise an den Spieler geben können, wenn man ein Zimmer nicht gründlich genug durchsucht hat und verlassen will. Ein einfaches "Ich habe noch etwas vergessen" hätte ausgereicht. Stattdessen muss man das Haus zum 10. Mal auf den Kopf stellen, weil man in einem der zahlreichen Zimmer einen kleinen Fingerabdruck übersehen hat.

Fazit: Die Story von Still life 2 ist eine gelungene Fortsetzung der ersten Folge und eine Ergänzung dazu, denn Spieler erfahren endlich, wer der Killer von Chicago ist. Leider können wir dies von der Umsetzung des Thrillers nicht behaupten. Die Szenen, die wir vor einiger Zeit gesehen haben, haben uns begeistert und fasziniert, doch diese Begeisterung ließ mit zunehmendem Spielverlauf nach. Die Inventarführung hätte man besser Action-Spielern überlassen. Uns Adventurefans macht es nichts aus kistenweise Krempel mit uns herum zu schleppen, wenn uns dadurch unnötige Laufwege erspart bleiben, zumal die kleinen Zwischensequenzen nicht abgebrochen werden konnten. Die Suche nach Spuren zieht sich wie Kaugummi. Ständig droht man Gefahr zu sterben, was auch nicht gerade zur Spielfreude beiträgt. Hinzu kommen kleine und größere Fehler in Grafik, Sound und Gameplay. Außerdem möchten wir anmerken, dass wir das Spiel auf keinen Fall Kindern in die Hände geben würden, denn man sieht nicht nur Leichen, sondern muss sie auch noch verstümmeln, was bei dem bloßen Gedanken schon ekelhaft ist. Wir hatten uns sehr auf eine Fortsetzung der Serienkillerreihe gefreut, wurden aber leider schwer enttäuscht, denn Still life 2 kann bei weitem nicht mit Still life 1 mithalten.
  
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