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     Still There

   
verfasst am:    03. Januar 2020
verfasst von:    avsn-fawks

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Grafik 75%
Sound 45%
Atmosphäre 83%
Gameplay/Aufgaben/Raetsel 93%
Relation: Preis/Spieldauer

100%

Gesamtwertung
79%
 
b>Story
In "Still There" agiert man als Karl Hamba und taucht durch seine Augen in die komplexe Tagesroutine eines Weltraum-Leuchtturm-Wärters ein. Zu deinen routinemäßigen Aufgaben gehören Aufrechterhaltung der Station und Durchführung von Reparaturen je nach Bedarf. Irgendwann zwischen Zubereitung deines Morgenkaffees und Durchführung der täglichen Wartungsüberprüfung meldet ein Schiff namens Corona eine Notlage über Funk. Normalerweise kein Ding, du würdest ihre Position anpeilen und das nächstgelegene Schiff mit einer Such- und Rettungsmission beauftragen. Dafür bist du ja da. Aber wie kann man bloß ein Schiff erreichen, das sich 130 Jahre in der Zukunft befindet?

Gameplay
Man kann beim Spielen mit dem Lesen von Texten rechnen und zwar mit VIELEN Texten. Das Spiel verfügt nicht über eine Sprachausgabe, d.h. jegliche Interaktionen mit Hotspots sowie die VIELEN Dialoge, welche Karl entweder mit seinem KI-Assistenten oder über Funk mit anderen Spielfiguren führt, laufen vollkommen stumm über Textblasen ab.

Gesteuert wird aus der 1st-Person-Perspektive via ein Point & Click Interface. Ein Untermenü mit den verfügbaren Aktionen öffnet sich, sobald der Mauszeiger über einem Hotspot schwebt. Allerdings erscheint dabei keine Aufschrift, welche den Gegenstand kennzeichnet. Um die Bezeichnung zu erhalten, muss man extra das Augensymbol anklicken, wodurch dann die Kennzeichnung mit samt den vollständigen Informationen über den jeweiligen Hotspot aufgerufen wird. Einerseits aufwändig, aber vielleicht keine schlechte Taktik seitens der Entwickler, falls dahinter die Absicht steckt, den Spieler zur gründlicheren Erkundung des erstaunlich großen Sortiments an Gegenständen und Instrumenten zu bewegen, welche in die verengten Stationsräumlichkeiten hineinpassen. Es ist jedenfalls empfehlenswert, sich anfangs die Zeit für eine umfassende virtuelle Besichtigung zu nehmen. Die Rätsel fallen dann leichter, wenn man sich im Voraus einen Überblick der Kombinier- und Aktionsmöglichkeiten verschafft hat.

Aufgaben & Rätsel
Die Natur der zu erfüllenden Aufgaben ist recht vielfältig. Es geht vor allem darum, dich selbst und die Station funktionsfähig aufrechtzuerhalten. Dazu gehören Haushaltaufgaben wie Kaffee kochen und Recycling des gestrigen Urins sowie routinemäßige arbeitsbedingte Pflichten. Zu diesen gehört das tägliche Auskundschaften des am stärksten strahlenden Planeten, gefolgt vom Bekanntgeben dieser Informationen. Parallel verläuft der Haupt-Story-Faden des Spiels. Er entwickelt sich hauptsächlich über den Dialogverlauf zwischen Karl und einer gewissen Elle, beginnend in dem Moment, als er das Notsignal aus ihrem Schiff empfängt. Bei dem Versuch, eine Bergungsaktion für sie und ihre Mannschaft zu organisieren, wird Karl sämtliche Hürden überwältigen müssen. Weder die Stationstechnik noch der Schiffskapitän, den er mit der Bergung beauftragen will, machen besonders willig mit. Hier neigen die Rätsel dazu, etwas technisch zu werden. Ingenieurhafte Intuitionen sind dabei keine Pflicht, aber Spaß machen die Rätsel mehr, wenn man ein kleines bisschen technisch orientiert ist. Es muss oft zur technischen Bedienungsanleitung (liegt einsatzbereit neben der Tastatur) gegriffen werden, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie man (einfaches Beispiel) ein Funksignal empfängt, Probleme mit der Leitung behebt (noch ein einfaches Beispiel) und (ein kompliziertes Beispiel) einen Weg findet, die wärme- und elektromagnetischen Signaturen der Station verschleiert, um zu verhindern, dass diese durch Raketen vernichtet wird. Im Großen und Ganzen wird vieles im Spiel, vielleicht sogar der Großteil davon, durch Dialogführung und Konsolenarbeit (Knöpfe drücken, Plug & Play Platinen auswechseln) herbeigeführt.

Grafik und Sound
Man hat sich visuell wohl für Schlichtheit entschieden und dem gesamten Spieluniversum, das eigentlich ausschließlich aus einem Funk- und Computerpult und ein paar beengten Wohneinrichtungen besteht, eine 2D Grafik im hochwertigen (nicht pixelartigen) Zeichentrick-Stil verliehen. Leider verfügt das Spiel nicht über eine Sprachausgabe; persönlich halte ich eine Vertonung, wenn auch eine unvollständige für eine Notwendigkeit in dialogbasierten Spielen, wie diesem und tatsächlich spürt man hier deren Abwesenheit deutlich. Positiv fällt allerdings auf, dass man für etwas visuelle Barrierefreiheit sorgte, indem die Sprechblasen mit regulierbarer Größe und freundlichem Kontrast ausgestattet wurden. Von Karls Funk-Gesprächspartnern bekommt man leider nur ein verschwommenes Miniaturbild am Rande der Sprechblasen zu sehen. Visuell hätte das Spiel, meiner Meinung nach, erheblich davon profitiert, hätte man die Spielfiguren, wann immer sie das Wort haben, am Bildschirmrand groß abgebildet, wie man es oft in Remakes extra einbaut, um die Grafik aufzupeppen. Karl selbst bewahrt seine 1st-Person-Anonymität übers ganze Spiel hindurch.

Die Hintergrundmusik fand ich vor allem eintönig. Sie spiegelt, meiner Meinung nach, auf keine Weise und zu keinem Zeitpunkt eine emotionale Befindlichkeit wider, die zu dem, was im Spiel geschieht, passt. Unterstützt werden in den Texten 6 Sprachen: Deutsch, Italienisch, Englisch, französisch, Russisch und Chinesisch.

Fazit
Mit "Still There" präsentiert Entwickler "GhostShark" ein Adventure-Hybrid. Sowohl klassische Point & Click-Elemente als auch charakteristische "Deck Chair-Adventure"-Features kommen zum Vorschein, wobei ich mit letzterem an Kreationen wie das relativ neu erschienene "Tech Support - Error Unknown" und das 2008 erschienen "Experience 112" denke. Mit Karls Funktion als Leuchtturm-Wärter haben diese Titel gemeinsam, dass die Hauptfigur die Spielrealität mittelbar durch Geräte wie Kameras und Funkgeräte erlebt und gleichfalls nur indirekt etwas bewirken kann. Sehr gut gefielen mir die grundlegende Idee und das herausfordernde Rätseldesign. Irgendwo zwischen wenig begeistert und zutiefst enttäuscht war ich mit den stummen Dialogen - eine Vertonung ist hier bitter nötig - und mit der bei weitem nicht aufregenden Begleitmusik. Die Spieldauer wird auf Grund der Erfahrung der Spieler z. B. im technischen Bereich und dem Interesse daran, sich in die Dialoge zu vertiefen, sowie Ähnlichem variieren. Minimal braucht man schätzungsweise ca. 5 Stunden. Alles in allem kann ich "Still There" halb als Adventure, halb als Leuchtturm-Verwaltungsspiel empfehlen, allerdings am liebsten nicht auf einen Schlag durchspielen, sonst kann der viele Text einen überwältigen.
  
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