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     Alter Ego

   
verfasst am:    24. März 2010
verfasst von:    avsn-Nikki

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Gesamtwertung
80%
 


Mad William ist tot!
Seit Jahren schon fürchtet sich die Gemeinde von Plymouth vor einem einzigen Mann, den sie auch "Mad Willam" oder "Die weiße Bestie" nennen. Angeblich soll er im Laufe seines Lebens 50 Menschen ermordet haben, doch konnte ihm bisher kein Verbrechen nachgewiesen werden. Nun atmet die Bevölkerung auf, denn Sir William Arthur Lewis ist verstorben. Die Beerdigung wird streng von der Polizei überwacht, da man Racheakte vermutet, denn Mad William soll auf dem gleichen Friedhof begraben werden, auf dem auch seine Opfer bestattet wurden...

Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten...
So stellt sich Timothy Moor jedenfalls seine Zukunft vor. Schon lange träumt der Ire davon, zusammen mit seinem Freund Brian auszuwandern. Doch Brian war bisher von dieser Idee nicht so begeistert und hat sich vor einiger Zeit alleine auf dem Weg nach England gemacht. Nun erhält Tim einen Brief von seinem Freund, der seine Meinung geändert zu haben scheint. Tim soll schnell nach Plymouth reisen, denn von dort aus läuft in drei Wochen ein Schiff nach Amerika aus. Als Waisenkind in einem Heim aufgewachsen, besitzt Tim keinen Pfennig, doch dafür umso mehr Kampfgeist und Erfindungsreichtum. Er macht sich als blinder Passagier an Bord der Schwertfisch auf den Weg nach Plymouth. Leider hat er nicht mit den hartgesottenen Matrosen gerechnet, die ihn aufspüren und in Plymouth der Polizei übergeben. Tims Überlebenswille ist jedoch stärker, sodass er sich noch im Hafen aus der Gewalt der Polizei befreien kann. Die Suche nach Brian beginnt und endet auf dem örtlichen Friedhof...

Ein neuer Job, neue Karrierechancen, ein neues besseres Leben...
Das erhofft sich Detective Briscol jedenfalls von seiner neuen Stelle in Plymouth. Dass er die Stelle an einem 13. antritt, beunruhigt ihn nicht weiter. Doch schon bald werfen die Ereignisse dieses Unglückstages ihre Schatten voraus, denn schon bei seiner Ankunft in der Polizeistation, werden Briscol die Papiere gestohlen. Kein guter Anfang und kein gutes Vorbild für seine zukünftigen Untergebenen. Lange kann Briscol jedoch nicht darüber nachdenken, denn der erste Fall im neuen Amt trudelt bereits ein. Der örtliche Vikar, Pater Mulkehey, meldet, dass das Grab von Sir William trotz polizeilicher Überwachung aufgebrochen wurde. Doch das ist noch nicht das Schlimmste. Die Leiche der weißen Bestie ist sogar aus der Gruft und dem Sarg entwendet worden. Der Totengräber und sein Hund werden zudem tot aufgefunden. Zu allem Überfluss kann Briscol nicht verhindern, dass Fotos der Leiche des Totengräbers in der Zeitung erscheinen. Wie soll er all dies seinem Vorgesetzten erklären, der zurzeit in London weilt? Auch wenn der 13.11.1894 kein Freitag ist, so hat es doch den Anschein, als würde das Pech der Tempelritter auf Detective Briscol übergreifen...

Zwei spielbare Charaktere, zwei verschiedene Leben, ein Schicksal...
Die Geschichte wird aus den Perspektiven von Tim und Briscol erzählt, die beide aus unterschiedlichen Gründen nach Plymouth gekommen sind. Doch die Geschehnisse in Plymouth führen beide Protagonisten recht schnell auf den gleichen schicksalhaften Weg, wenn sie selber dies auch erst viel später bemerken. Beide Geschichten sind spannend erzählt, auch wenn die Zusammenhänge für den Spieler recht früh offensichtlich werden. Die Story verläuft zu Beginn ziemlich gradlinig, bietet jedoch durch die Hürden, die sowohl Tim, als auch Briscol nehmen müssen, sehr viel Abwechslung. Bis zum Schluss ist nicht klar, wer nun tatsächlich die Morde begangen und die Gruft geöffnet hat. Selbst der Abspann bietet noch eine unvorhergesehene Wendung der Ereignisse. Während Tim Geld und Fahrkarten besorgen muss, geht Briscol jeder noch so kleinen Spur nach, um die Verbrechen aufzuklären. Es gibt viele Hinweise, die jedoch leider nicht alle aufgeklärt werden. Am Ende blieben für meinen Geschmack noch zu viele Fragen ungeklärt. So z. b. die Frage nach der Tatwaffe, eine Truhe, die nie geöffnet werden kann, ein dunkles Geheimnis, das zwar erwähnt, aber nicht aufgeklärt wird, Fußabdrücke, die nicht zugeordnet werden und vieles mehr. Dies sind nur Kleinigkeiten, die der Lösung des Falls nicht unbedingt dienlich sind, doch ein echter Detektiv möchte sicherlich auf jede kleine Frage eine Antwort finden. Schade, dass dies nicht berücksichtigt wurde.

Plymouth Ende des 19. Jahrhunderts
Durch eine tolle Grafik versetzt Future Games den Spieler zurück ins 19. Jahrhundert, wo Wäsche noch in einem Bottich und mit Reibbrett gewaschen wurde, nur die Privilegierten elektrische Straßenlaternen besaßen, während der Rest mit Gaslaternen auskommen musste, und, wo die Straßen alle noch aus Pflastersteinen bestanden. Doch einiges gab es damals wie heute: Bars, in denen sich Spieler und Prostituierte herumtreiben, Straßenmusiker, dunkle Friedhöfe, die einem das Gruseln lehren und Kriminelle, die mit allen Wassern gewaschen sind. Den Schauplätzen ist eindeutig anzusehen, in welcher Zeit wir uns befinden. Jedes kleine Detail wurde der damaligen Zeit nachempfunden. Die Charaktere sind nur selten in Großaufnahme zu sehen, nämlich nur hin und wieder während der atmosphärischen Zwischensequenzen. Schon durch das Intro wird der Spieler eindrucksvoll in die Zeit zurückversetzt. Doch die Endsequenz ist noch eindrucksvoller. Der Wechsel zwischen Dieb und Polizist wird auch durch die Hintergrundmusik immer wieder deutlich gemacht. Dies wurde nicht nur auf den jeweiligen Protagonisten, sondern auf die entsprechende Spielsituation angepasst. Ob wir uns auf dem Friedhof, dem Polizeirevier, in einem Pub oder der Wäscherei befinden, die Musik bietet pure Abwechslung und hebt die jeweilige Atmosphäre. Auch die Synchronstimmen wurden im Großen und Ganzen gut gewählt. Ich persönlich hätte Tim jedoch mit einer anderen Stimme in Verbindung gebracht. Außerdem kam es mir so vor, als hätten Sergeant Robins und der Drucker dieselbe Synchronstimme erhalten. Die Ausdrucksweise passt perfekt zu jedem einzelnen Charakter. Tim und Briscol teilen dem Spieler hin und wieder ihre eigenen Gedanken mit, was akustisch deutlich gemacht wurde, sodass der Spieler deutlich zwischen Dialog und Gedanken unterscheiden kann. Besonders gut gelungen, ist die Atmosphäre in der Kirche. Der Wiederhall, der einer Kirche zu eigen ist, wird deutlich hervorgehoben.

Einfache Steuerung und Rätsel
Die Kapitelanfänge sind jeweils mit einem Bild der aktuellen Szene und einer kurzen Erläuterung der Charaktere versehen, die das nächste Kapitel bestreiten wird, und daher klar abgegrenzt. Die Kapitel sind unterschiedlich lang. Manche Kapitel sind sehr kurz, andere wieder äußerst lang. Per Point-and-Click steuert der Spieler sowohl Tim, als auch Briscol mit der linken Maustaste durch das Geschehen. Ein Doppelklick lässt die Charaktere laufen oder veranlasst einen sofortigen Schauplatzwechsel. Mit der rechten Maustaste kann man zusätzliche Informationen zu Objekten einholen, was hin und wieder für den Spielverlauf sehr wichtig sein kann. Gesammelte Objekte werden am unteren Bildschirmrand in einer Inventarleiste gelagert, die sich öffnet, wenn man die Maus dorthin bewegt. Der Cursor wird rot, wenn man auf ein relevantes Objekt stößt. Für Anfänger gibt es sogenannte Hotspots, die per Tastendruck angezeigt werden können. Hierbei werden alle Dinge mit einem Stern versehen, die man betrachten oder aufnehmen kann oder, mit denen man einen anderen Gegenstand kombinieren kann. Der Entwickler macht es dem Spieler zusätzlich leicht, indem er alle Hotspot verschwinden lässt, die nicht mehr wichtig sind, wenn man die Dinge mit der rechten und der linken Maustaste betrachtet hat. Auf diese Weise weiß der Spieler sofort, wo noch etwas erledigt werden muss. Das gesamte Spiel ist für Anfänger gut geeignet, da es so gut wie keine Rätsel gibt. Lediglich zwei Tresore müssen geöffnet werden. Die Zahlenkombination ist einfach zu finden und auf simple Art und Weise einzugeben. Um im Spiel voran zu schreiten, sollte man sich immer alles ansehen und mit allen Charakteren jedes Thema durchsprechen, auch wenn es noch so belanglos erscheint.

Fazit
Mit "Alter Ego" hat Future Games wieder einmal ein äußerst spannendes Spiel mit überraschenden Wendungen erschaffen. Die Spannung und düstere Atmosphäre kann sich durchaus mit "Black Mirror 1 - Der dunkle Spiegel der Seele" messen. Schade, dass man auf die schönen Rätsel verzichtet hat, die mir gerade in "Black Mirror 1 - Der dunkle Spiegel der Seele" und "Ni.Bi.Ru" so gut gefallen haben. Die interessante und gut gelungene Story macht dies jedoch wieder wett, sodass ich die Rätsel nur am Rande vermisst habe. Außerdem muss es ja auch Spiele für Anfänger geben. ;-) Was ich jedoch vermisst habe, sind die Antworten auf viele kleine Fragen, die für das Ende zwar nicht wichtig sind, jedoch zum Schluss noch offen bleiben. "Alter Ego" kommt im Vergleich zu anderen Abenteuern mit recht wenigen Schauplätzen aus, die allerdings alleine schon durch den Wechsel zwischen Tag und Nacht und den Wechsel der Protagonisten eine Veränderung herbeiführen. Grafik und Sound haben mir sehr gut gefallen, versetzen sie den Spieler doch vom ersten Moment an in das 19. Jahrhundert, und bieten viele ausgereifte Details, die auf dieses Zeitalter zurückführen. Empfehlenswert ist das neueste Werk von Future Games auf jeden Fall. Also greift zu!
  
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