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     Captain Morgane and the Golden Turtle (Nintendo Wii)

   
verfasst am:    30. Juli 2012
verfasst von:    avsn-Nikki

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Grafik 48%
Sound 37%
Atmosphäre 42%
Gameplay/Aufgaben/Raetsel 78%
Relation: Preis/Spieldauer

80%

Gesamtwertung
57%
 
Vom kleinen Mädchen zum großen Kapitän
Morgane Castillo lebt mit ihren Eltern Alessandro und Bonita auf Bounty Island. Ihr Vater ist Pirat und viel auf See. Das kleine Mädchen sehnt sich nach ihm, da er wieder einmal zu lange fort ist. Sie träumt bereits davon, selbst einmal ein großer Pirat zu werden und lebt diese Träume mit ihren Freunden Nell und Bobby im Spiel mit Holzschwertern aus. Als ihr Vater endlich nach Hause zurückkehrt, hat er keine guten Neuigkeiten im Gepäck, denn Onkel Eduardo ist seit einem Sturm auf hoher See verschollen…

Mehr als 10 Jahre sind seit diesem Ereignis vergangen. Morgane wird heute 17 Jahre alt und fährt bereits seit 10 Jahren mit ihrem Vater über die Meere, da ihre Mutter sehr früh gestorben ist. An ihrem 18. Geburtstag hält Alessandro für seine Tochter etwas Besonderes bereit: Zum einen schenkt er ihr ein blitzendes neues Schwert und zum anderen macht er seine Tochter zum Captain auf Probe. Sie soll beweisen, dass sie bereit ist, ein guter Captain zu sein. Dazu müssen zwei Aufgaben erfüllt werden: drei neue Crew-Mitglieder sind anzuheuern und eine Fracht zu besorgen. Dies ist gar nicht so einfach, wenn man eine Frau ist, da Frauen an Bord im seemännischen Aberglauben Unglück bringen und von hartgesottenen Piraten nicht ernst genommen werden. Auf der Suche nach einer Fracht, hört die junge Piratin Gerüchte darüber, dass Onkel Eduardo nicht auf See umgekommen ist, sondern auf einer anderen Insel gesehen wurde. Diesem Hinweis will sie natürlich nachgehen. Die Fracht, die sie organisiert, ist ein Auftraggeber, der auf der Suche nach der "Goldenen Schildkröte" ist. Thomas Briscoe scheint zudem das Abenteuer zu suchen, denn er will selbst mit an Bord gehen. Da sich unsere Heldin bewährt und die zwei Aufgaben mit Bravur erledigt hat, überträgt ihr Vater Morgane weiterhin das Kommando über die Windsome Maid. Allerdings ermahnt er sie auch, dass der Auftrag und nicht die Suche nach Onkel Eduardo im Vordergrund steht. So beginnt also das Abenteuer für unseren Captain auf Probe…

Komplexe Aufgabenliste, einfache Rätsel und Minigames
Das erste von zehn Kapiteln beschäftigt sich mit der Kindheit, der kleinen Morgane und spielt daher komplett auf der Heimatinsel Bounty Island. In den nachfolgenden Kapiteln müssen drei weitere Inseln mit der 17-jährigen Morgane erforscht und immer wieder besucht werden. Das letzte Kapitel spielt dann wieder in einem Showdown auf einer ganz neuen Insel. In den Kapiteln 2 bis 9 kann der Spieler über eine Karte zu jeder Zeit von einer Insel zur anderen fahren. Dazu muss er entweder im Dock die Windsome Maid betreten oder unter Deck das Schiff verlassen. Auf der Weltkarte kann jede Insel angesteuert werden, sobald sie einmal ins Gespräch gekommen ist. Zu jeder Insel gibt es zusätzlich eine Inselkarte. Über diese kann man einmal besuchte Orte schnell und unkompliziert erreichen, sodass lange Laufwege erspart werden. Die Karten befinden sich in einem eigenen Karteikartenreiter des Inventars. Dort liegt auch ein Aufgabenbuch bereit, in dem die aktuell zu erfüllenden Aufgaben eingetragen werden. Das Inventar bietet zu jedem eingesammelten Objekt eine Beschreibung. Hier können manche Gegenstände auch miteinander kombiniert werden. Die Wii-Fernbedienung vibriert, wenn eine Kombination möglich ist. Neben materiellen Gegenständen, findet man hin und wieder auch die Köpfe der Crew-Mitglieder im Gepäck. Diese können zur Hilfe genommen werden, wenn man z. B. auf etwas hinaufklettern möchte und eine Hühnerleiter benötigt oder ein schwerer Gegenstand getragen, verschoben oder herausgezogen werden muss.

Es gibt kaum wirkliche Rätsel, die zudem sehr einfach sind. Meist handelt es sich um Inventarrätsel, bei denen bestimmte Gegenstände an den richtigen Orten eingesetzt und angewendet werden müssen. Diese Inventarrätsel sind ebenfalls leicht zu bewältigen, wenn sie auch nicht immer logisch sind. So erfährt Morgane z. B. von ihrem Vater, dass er die Tinte eines Tintenfischs verwendet, um einen Brief zu schreiben. Logischerweise würde man dann auch den Vater um Hilfe bitten, um dem Tintenfisch die Tinte zu entlocken. Leider weit gefehlt, denn diese Hilfe bekommt man von einem ganz anderen Charakter. Einen Hinweis darauf, wer diese Hilfe gewährt, gibt es jedoch nicht. Heiteres Ausprobieren ist somit an der Tagesordnung. Mini-Games sind ebenfalls mit von der Partie. Diese können jedoch alle mittels eines "Schummeln"-Buttons übersprungen werden. Nimmt man die Herausforderung an, können sie sooft wiederholt werden, bis man es schafft. Nach jedem Fehlversuch steht wieder die Option offen, das Minigame zu überspringen. Gewinne an einem Einarmigen Bandit, bestreite eine Verfolgungsjagd durch die Stadt, ohne gegen Häuser zu laufen, repariere eine Holzbrücke, während du aus der Luft von einem Vogel attackiert wirst, etc.

Wie schon erwähnt, beinhaltet das Spiel eine Aufgabenliste. Dort sind drei Hauptaufgaben eingetragen, die sich in zahlreiche kleinere Unteraufgaben verzweigen. Morgane hat früh ihre Mutter verloren. Ihr Vater ist auch nach 10 Jahren noch nicht über den Tod seiner geliebten Ehefrau hinweggekommen. Morgane muss einen Weg finden, ihren Vater aus seiner Trauer herauszuholen. Die zweite Aufgabe besteht natürlich darin, die "Goldene Schildkröte" zu finden und den Auftraggeber Thomas Briscoe zufrieden zu stellen. Als drittes hat Morgane sich zum Ziel gesetzt, Onkel Eduardo zu finden, denn im Gegensatz zu ihrem Vater glaubt sie fest daran, dass die Gerüchte wahr sind und Onkel Eduardo noch lebt. Morgane muss mittels Dialoge Informationen einholen und diese überprüfen. Oftmals wird natürlich eine Gegenleistung verlangt, wodurch kleinere Aufgaben entstehen. Die Story ist sehr verzweigt und weitreichend und driftet dadurch leider hin und wieder ins Utopische ab. Was vermutlich lustig sein soll, wirkt eher aufgesetzt und spielverlängernd. Dies trifft vor allem auf die "Geister-Szenen" zu. Aber auch die Szenen mit Sonia Bond, einem Charakter der Sunny Blond nachempfunden wurde, sind weit hergeholt.

Unprofessionelle Sprachausgabe und übertrieben animierte Grafik
Die im Comic-Stil gehaltene Grafik ist eigentlich recht gut gelungen und bietet zahlreiche Locations, die das Flair der Inseln einfangen. Allerdings gibt es kaum große Unterschiede. Lediglich eine Insel besucht man durchweg bei Nacht, während die anderen immer im strahlenden Sonnenlicht erkundet werden. Animationen gibt es in den Hintergründen nur durch Schwärme von Schmetterlingen und hin und wieder einen Wasserlauf oder Brunnen. Da sich die Schmetterlinge alle auf einem Fleck aufhalten, wirken die Animationen nicht lebendig, sondern eher aufgesetzt. Die Charaktere sind zum größten Teil nett anzusehen und lustig dargestellt. Jedoch sind auch ihre Animationen meist vollkommen übertrieben. Sind sie aufgeregt, fuchteln sie wild mit den Armen in der Luft herum. Außerdem setzen die Animationen nie gleichzeitig zum Dialogtext ein, sondern sind immer vor oder nach dem jeweiligen gesprochenen Text zu sehen. Die Zwischensequenzen bestehen aus Comic-Strips. Sind diese, was selten vorkommt, animiert, werden z. B. Eselskarren wie an einem Faden durch das Bild gezogen.

Wobei wir auch schon bei der misslungenen Sprachausgabe wären. Kein einziger Charakter besitzt eine Sprachausgabe, die man als passend empfinden könnte. Die Worte klingen durchweg laienhaft und gekünstelt. Alessandro wirkt z. B. überhaupt nicht wie ein mächtiger Pirat und Vater einer erwachsenen Tochter. Er klingt eher steif und nasal, wie ein Offizier der britischen Marine. Allerdings fehlt ihm auch hierzu das Durchsetzungsvermögen in der Stimme. Hinzu kommen falsche Betonungen und eine Übersetzung, die an sehr vielen Stellen fehlerhaft ist. Morgane spricht z. B. dieselbe Person mal mit "Du" und mal mit "Sie" an. Dies könnte noch übersehen werden, doch manchmal wurden die Worte so verdreht, dass sie einen komplett anderen Sinn ergeben. Wer dann lieber zur englischen Sprachausgabe wechselt, wird enttäuscht, denn auch hier ist die Sprachausgabe nicht sehr viel besser gewählt worden. Auch die Hintergrundmusik ist nicht gerade das Gelbe vom Ei. Es scheint nur zwei Musikstücke zu geben, eines für die Innenbereiche und eines für die Außenbereiche. Dadurch wird die Musik sehr schnell eintönig und langweilig. Der Spieler gerät schon nach kurzer Zeit in Versuchung, sie über das Hauptmenü ganz abzustellen.

Fazit
Nach dem lustigen Abenteuer mit Sunny Blond hatten wir eigentlich ein gleichwertiges Adventure mit Morgane Castillo erwartet, die wir in "So Blond" als zickige erwachsene Kapitänin kennengelernt haben. In ihrem eigenen Abenteuer erlebt der Spieler, wie sie vom kleinen Kind zur fast erwachsenen Frau heranwächst. Zum ersten Mal darf sie auf Probe die Rolle des Captains auf der Windsome Maid übernehmen und trägt die volle Verantwortung. Die Story an sich ist auch nicht schlecht, bietet jedoch zu viele Abzweigungen und Windungen, um den Spieler zu fesseln und driftet dabei das eine oder andere Mal ins Utopische ab. Hier trifft das Motto "Weniger ist manchmal mehr" zu. Trotzdem hätte sie humorvoll und sicherlich interessant sein können, wären da nicht die unprofessionelle Sprachausgabe und die fehlerhaften Dialogtexte, die jegliche Atmosphäre zerstören. Auch die eintönige Hintergrundmusik trägt nicht zur Besserung bei. Grafisch könnte das Spiel nett anzusehen sein, doch wird der freundliche Anblick durch übertriebene Hintergrund- und Charakteranimationen gestört. Die Rätsel sind sehr einfach und die Mini-Games können übersprungen werden, was an sich gar nicht schlecht ist. Allerdings fehlt es manchen Aktionen an Logik. "Captain Morgane and the Golden Turtle " hat sehr viel Potenzial, was außer Frage steht, allerdings hapert es an der kompletten Umsetzung. Die Spieldauer von ca. 10 Stunden wäre für den angesetzten Preis absolut in Ordnung, gäbe es keine künstlichen Spielverlängerungen.
  
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